Unter dem Titel ‚Gegenbilder’
sind in den letzten Monaten Bilder entstanden, die nicht nur als Einzelbilder zu sehen sind, sondern die untereinander in einer Beziehung stehen – gegenläufig sind oder in Korrespondenz treten. Die Bilder verbinden sich entweder unmittelbar als Diptychon oder bezüglich des Themas, Motivs oder Farbkonzepts.
Ich kann hier ergänzend ganz frei berichten, was mich „angetrieben“ hat:
Es gibt für meine Serie zwei Ausgangsbilder (als Diptychon, 70×200 cm), die allegorisch in Form einer coolen, schönen Frau einmal den Tag und zum anderen die Nacht darstellen.
Die beiden Frauen sind wie Göttinnen dargestellt – halb im Wasser, halb an Land liegend, sind sie von einer enormen Gelassenheit und umgeben von archaischer Natur. Diese beiden Damen waren für den Verlauf der Bildreihe meine Musen. Ich habe sie mit Bildern beschenkt – ihnen Gaben überreicht. Es waren zunächst Blüten, die aufgrund des Farbkonzepts eindeutig diesen Damen zuzuordnen sind. Später kamen Tiere hinzu und zwar im Verbund mit der Kultur, speziell der Kunstgeschichte: Dürers Adam überreicht den Paradiesvogel, Eva die Schlange, Leonardos Dame präsentiert einen pinkfarbenen Hermelin, Raphaels Dame ein blaues Einhorn-Baby, hinzu kommt eine schrille Frau mit grünem Hund, Thorvaldsens Ganymed ist mit dem Adler in schmuckvolle Halb-Rüstung gekleidet usw. Ich hatte das Bedürfnis, das Schönste unserer Natur und Kultur meinen beiden Wesen ganz neu definiert vorzutragen. Und da zwei Frauen ähnlich beschenkt werden, entstehen natürlich zwischen den Bildern Zusammenhänge und Gegenläufiges.
Am Ende der Serie steht den beiden „Göttinnen der Zeit“ unsere Welt in Form eines weiteren Diptychons gegenüber: Es ist wieder einerseits eine abendliche und zum anderen eine nächtliche Darstellung… und die Menschen schweben!
Es ist nicht notwendig, dass der Betrachter in meinen gedanklichen Prozess umfassend eingeweiht wird, denn:
Dem Betrachter erschließt sich sofort, dass die Bilder untereinander eine Beziehung aufnehmen und ich denke, es wird ihm Freude bereiten selbstständig Bildpaare oder Gruppen zu bilden oder andere Zusammenhänge zu finden. Eine gewisse Dominanz haben schrill-brüchige Interpretationen alter Meister vornehmlich aus der Renaissance. Hinzu kommen Menschendarstellungen und das Motiv Blüte nimmt in Form der Orchidee eine gewisse offene Präsenz wieder auf.
Schließlich findet sich Gegenläufiges auch in meiner Mischtechnik: Ich arbeite mit Pastellkreiden, Grafit und Farbstiften, die an sich dem Bereich der Zeichnung zuzuordnen sind, setze sie aber durch eine spezielle Bearbeitung auf der Bildfläche so ein, dass Malerei entsteht. Es ist „gezeichnete Malerei“.